Gestern auf dem Türmchen im Kindergarten.
Raija, Quince, Njara und ich genießen die Abendsonne. Raija sitzt vor mir und ich kraule gedankenverloren ihren Rücken. Orava und Pepsi spielen in ihrem Zwinger. Quilpie nagt an der Hütte. Quinoa versucht wieder die Tür zu öffnen.
Und so sitze ich dort, auf dem Kindergartentürmchen, umgeben von meiner täglichen Arbeit, umgeben von meiner täglichen Freude, umgeben von meinem täglichen Wahnsinn oder Stolz (variiert von Tag zu Tag ^^). Die Sonne scheint mir ins Gesicht. Raija kneift die Augen zusammen und fordert mich mit einem empörten Blick auf weiter zu kraulen. Ich gehorche. Die kleine Quince rollt sich neben mir in der Sonne zusammen.
Ich ärgere mich, dass ich keinen Fotoapparat dabei habe oder mein neues Schmartphone - und wüsste gleichzeitig gar nicht, WAS GENAU ich fotografieren wollen würde. Ich möchte einafch diesen Moment festhalten. Ich möchte etwas haben, was mich an diesen Moment erinnert. Es ist mein intensivster, friedlichster Türmchen-Moment seit langem. Und doch weiß ich, wenn ich jetzt aufstünde und meine Kamera holen würde, wäre der Moment vergangen. Also bleibe ich sitzen, sauge alles in mich auf, kraule weiter Raijas Rücken und halte diesen kostbaren Moment sanft in meinem Gedächtnis fest. Er ist zu schade, um sich zu ärgern und er ist zu umfassend, um ihn in einem simplen Foto einzufangen.
Das Camp ist menschenleer. Ich sitze inmitten der verschneiten Einsamkeit auf dem Türmchen an meinem Lieblingsort und denke, dass nächstes Jahr zu dieser Zeit vielleicht jemand Anderes hier sitzt und seinen Gedanken nachhängt, vielleicht trägt er sich mit ähnlichen Gedanken herum. Hoffentlich krault dieser Jemand der süßen Raija ihren haarigen Rücken. Sie hat es verdient. Es werden dann andere Welpen im Zwinger spielen. Es wird ein anderer kleiner Bieber an der Hütte nagen. Und ein anderer Ausbruchskünstler wird versuchen "das Schloss zu knacken". Es wird eine andere Saison sein, ein anderer Winter, andere Leuten, andere Eindrücke, andere Momente. Ich werde ein anderes Leben führen als dieses jenes hier.
...und dann stimmt irgendwo am anderen Ende des Campes ein einsamer Hund sein Klagelied an, ein Anderer schließt sich dem Geheule an. Orava und Pepsi unterbrechen ihr Spiel und spitzen die Ohren. Quilpie hört auf zu Nagen und schaut in die Ferne. Quinoa stellt frustriert fest, dass der Karabiner sie auch heute daran hindert, die Tür zu öffnen und trottet zur Hütte. Raija steht auf, sie schüttelt sich und läuft davon. Der Moment ist vorbei. Ein Anderer wird kommen...
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