Sonntag, 25. Juni 2017

Abschied in Raten

Ich sitze im Zelt und versuche den ersten Blogeintrag auf meinem Schmartphone zu tippen ohne wahnsinnig zu werden. Also, wo fange ich an? Am Besten ganz von vorne:


Freitag, 23. Juni - Tag 1

Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen und beschließe schließlich um halb 5, dem Elend ein Ende zu bereiten. Nachdem beide Tiere gefüttert sind und ich die restlichen Sachen zusammen gepackt habe, starten wir um genau 7.22 Uhr in unser Abenteuer. Waren die Hunde vorhin noch sehr laut und unruhig, so herrscht jetzt kollektives Schweigen und eine seltsame Sille breitet sich im Camp aus. Im Gegensatz dazu tobt in mir ein Sturm - oder eher eine Sturmflut. Viele verschiedene Gedanken wirbeln in meinem Kopf herum und aus mir heraus bricht die Flut aus Tränen.

Ich heule fast den ganzen Weg nach Joki ununterbrochen. Joki ist eine Wildnishütte, die die Gäste im Winter mit den Hunden anfahren. Es war Andys Idee, dort die erste Nacht zu verbringen und ich fand schnell Gefallen daran. So habe ich in der ersten Nacht ein festes Dach über dem Kopf und vor allem ein Ziel,bei dem ich weiß,was mich erwartet.

Ich treffe schon um 12 Uhr in Joki ein, baue den Paddock auf und vertreibe mir die Zeit mit essen und schlafen. Santano spiegelt meine innere Anspannung wider: er ist total nervös und läuft die ganze Zeit im Kreis.

Abends kommen Andy, Simone und Susi und bringen Heu und Würstchen zum Grillen. Wir verbringen einen schönen Abend zusammen und ich bin froh, nicht alleine sein zu müssen mit meinen Gedanken.


Samstag, 24. Juni - Tag 2

Santano lief die GANZE Nacht im Kreis, die ganze Nacht. Er tut mir unsagbar leid und es bricht mir fast das Herz ihn so angespannt zu sehen.

Ich packe die Sachen zusammen, putze die Hütte und sattle. Um 9 Uhr starten wir von Joki aus und ich heule mal wieder und wundere mich, dass das überhaupt noch geht.

Die ganze Strecke nach Hannukainen habe ich wieder Schwierigkeiten, genug Gras für Santano zu finden.

Nach einer Stunde melden sich dann auch wieder meine Hüftknochen vom Rucksack tragen. Seit gestern leuchten sie in den schillerndsten Regenbogenfarben.

Qaanaaq ist scheinbar auch etwas übermüdet. Der kleine Fellball, der sonst immer peinlich darauf bedacht ist,dass seine Pfötchen nicht nass werden rollt während einer Pause beim Wälzen versehentlich kopfüber ins Wasser - oups.

Später dann gibt es für ihn dann das zweite unfreiwillige Bad. Wir folgen einer Straße, die plötzlich an einem kleinen Fluss endet und auf der anderen Seite weitergeht. Es fehlt nur die Brücke. Also Schuhe aus, Hosen hochgekrempelt und hindurch. Qaanaaq ist nicht begeistert, hat aber auch keine Lust alleine auf der anderen Seite zurück zu bleiben.

Wenige Meter später finden wir dann die ideale Übernachtungsmöglichkeit. Ein leerstehendes Haus, direkt daneben Platz für Paddock und Zelt. Andy, Simone und Susi kommen noch mal und bringen Heu, weil das Gras nicht reicht. WAS würde ich nur ohne euch drei machen? DANKE!


Sonntag, 24. Juni - 3. Tag

Ich stehe um 5 Uhr auf nach einer unruhigen Nacht. Santano lief wieder im Kreis und Qaanaaq fing die ganze Nacht Mücken.

Beim Satteln der oberen Taschen verlässt mich die Kraft. Sie rutschen zurück gegen meinen Kopf und verpassen meinem Nacken einen Schlag. Ich kann mir jetzt leider nach links nicht mehr selbst auf mein zartes Hinterteil schauen. Schade!

Um 9 Uhr starten wir Richtung Kolari. Um 10 Uhr fangen meine Hüften an weh zu tun.

Ich freue mich über jede Stelle mit Gras. Endlich gibt es davon mal welche!

Um kurz nach halb 12 erreichen wir die Europastraße nach Kolari. Ich habe mir einen kleinen Umweg heraus gesucht, damit wir nur einen Kilometer dort entlang gehen müssen. An der Kreuzung angekommen entdecke ich direkt gegenüber einen kleinen Waldweg. Könnte das vielleicht...? Das erste Mal bin ich wirklich dankbar, mich jetzt Schmartphone-Besitzerin nennen zu dürfen, denn ein Blick auf die Online-Wanderkarte enttarnt den Waldweg als Abkürzung. DA braucht man mich -und meine Hüften nicht zweimal fragen!

Um halb 4 als Santano schon fast im Gehen einschläft (wie ihr wisst hatte er ja die letzten Nächte Anderes zu tun als schlafen), finde ich endlich einen tollen Rastplatz: einen früheren Campingplatz direkt am Fluss Saaripudas kurz vor Kolari, wo wir morgen die Tierärztin zwecks Gesundheitszeugnis zur Grenzüberquerung mit Pferd treffen.

Zum Abendessen gibt es Nudeln mit Tomatensoße und Thunfisch und Kekse zum Nachtisch. Jetzt liege ich bei Regen und Wind im Zelt und genieße die Mückenfreiheit - schlechtes Wetter hat auch Vorteile.

Leider kann ich vom Handy keine Bilder hochladen. Ich hoffe, dass ich das Tablet die nächsten Tage zum Laufen kriege und reiche sie dann nach. Aber hey, ganz schöner Text für lästiges Getippe auf der Handytastatur, oder?

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